Dissertation in der psychiatrischen Pflege zur Unterstützung von Menschen, die Stimmen hören

Am 20. Januar 2023 hat Dr. Christian Burr, Pflegeexperte an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der UPD, seine Dissertation an der Vinzenz-Pallotti University in Vallendar in Deutschland mit dem Prädikat «summa cum laude» erfolgreich verteidigt. In seiner Arbeit beschäftigte er sich mit dem Thema Stimmenhören und Ansätzen zur Unterstützung von Menschen, die Stimmen hören und darunter leiden.

Einführung
Neben einer theoretischen Einführung in das Thema Stimmenhören, der Analyse der aktuellen psychiatrischen Versorgung bezüglich der Unterstützung von Menschen, die Stimmen hören, beinhaltete die Dissertation eine Literaturübersichtsarbeit sowie eine Pilot-Interventionsstudie zur Erfahrungsfokussierten Beratung (EFC).

Literaturübersicht
Die Literaturübersichtsarbeit hatte zum Ziel, Interventionsstudien zu gesprächsbasierten Ansätzen zur Unterstützung von Menschen, die Stimmen hören, zu beschreiben. Ein spezielles Augenmerk wurde auch auf die Rolle der Pflege bei der Anwendung solcher Ansätze gelegt. Dies vor dem Hintergrund von mangelnden Unterstützungsangeboten in diesem Bereich und der Frage, inwiefern die Pflege einen Beitrag zur Verbesserung leisten könnte. Es konnten neun verschiedene gesprächsbasierte Ansätze identifiziert werden. Neben der schon recht bekannten und viel untersuchten kognitiven Verhaltenstherapie (KVTp), waren dies AVATAR-Therapie, EFC-Beratung, Relating Therapie, Akzeptanz and Commitment Therapie, eine Smartphone-basierte Coping-fokussierte Intervention, ein individuelles achtsamkeitsbasiertes Programm sowie zwei traumafokussierte Interventionen. Es zeigten sich grosse Unterschiede in Bezug auf die Anzahl der Sitzungen und die Nachweise bezüglich Wirksamkeit. Psycholog*innen stellten die Hauptberufsgruppe dar, bei der KVTp und der EFC-Beratung waren auch Pflegefachpersonen involviert. Insbesondere die alltagsnahe und Lebenswelt-orientierte EFC-Beratung wurde als einen für die Pflege geeignete Beratungsform identifiziert.

Pilotstudie zu EFC durch Pflegende bei Menschen die Stimmen hören
In der Pilotstudie zur EFC-Beratung ging es darum, den Studienplan für eine grössere kontrollierte Interventionsstudie zu testen und erste Hinweise zur Wirksamkeit zu erlangen. Dabei wurden an zwei Studienzentren, so auch hier an der UPD in den Ambulatorien die Teilnehmenden rekrutiert und speziell dafür geschulte Pflegefachpersonen führten die EFC-Beratung nach einem vorgegebenen Plan durch. In den beiden Studienzentren konnten wie geplant innerhalb von fünfzehn Monaten 21 Teilnehmende in die Studie eingeschlossen werden. Die Teilnehmenden bewerteten die Studie insgesamt als wenig belastend und die Intervention als hilfreich. Es wurden keine negativen Auswirkungen identifiziert. Eine Zwischenanalyse der Daten nach zwei von drei Messzeitpunkten und nur einem Teil der Teilnehmenden, zeigte bezüglich Psychopathologie emotionale und kognitive Ausprägungen des Stimmenhörens, positives Symptomerleben und destruktive Auswirkungen der Erkrankung auf das Leben, keinen Vorteil der EFC-Beratung gegenüber der üblichen Behandlung. Vorteile der EFC-Beratung konnten bezüglich der Reduktion der Anzahl Stimmen sowie der Kontrollüberzeugung identifiziert werden. Die Ergebnisse zeigen, dass sich das Studienprotokoll für die Durchführung einer grösseren Studie mit kleineren Anpassungen am Protokoll eignet und sich Pflegende als EFC-Beratende eignen. Eine klare Aussage zur Wirksamkeit zu diesem Zeitpunkt ist nicht möglich. Die Endanalyse aller Daten steht noch aus.