Neues Curriculum für Sicherheitsmitarbeitende in der Psychiatrie

Prof. Dr. med. Daniela Hubl, Chefärztin im Zentrum für Forensische Psychiatrie, und Stationsleiterin Manuela Campaniello haben ein dreitägiges Curriculum («Lehrplan») für die Weiterbildung von Sicherheitsmitarbeitenden (SIMA) entwickelt, da diese häufig auch mit psychisch kranken Personen in Gefangenschaft zu tun haben. Der erste Kurs für das Personal der Bewachungsstation des Inselspitals (BEWA) ist erfolgreich gestartet.

Manuela Campaniello
Manuela Campaniello

Auf dem Foto: Manuela Campaniello erklärt das Hilfsmittel der AggressionsAcht

Der Leiter der Bewachungsstation des Inselspitals (BEWA) und der Direktor des Regionalgefängnisses Burgdorf (RGBU), in dem die Forensische Tagesklinik der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie (PP) der UPD betrieben wird, sind auf Prof. Daniela Hubl zugekommen und haben nach einer Weiterbildung für ihre Justizvollzugsmitarbeitenden betreffend Umgang mit psychisch kranken Patient*innen gefragt. Es gibt zwar eine Weiterbildung des Schweizerischen Kompetenzzentrums für den Justizvollzug (SKJV) zu psychiatrischen Krankheitsbildern für Justizvollzugsmitarbeitende, die in ihrem Berufsalltag mit psychisch kranken inhaftierten Personen konfrontiert sind, doch leider wird diese Weiterbildung wegen dessen Länge und dem Mangel an Personalressourcen in den Institutionen viel zu selten besucht.

Prof. Dr. med. Daniela Hubl und Stationsleiterin Manuela Campaniello haben daher ein kurzes Curriculum entwickelt, das einen theoretischen Input über die auf der BEWA und in den Justizvollzugsanstalten am häufigsten anzutreffenden psychiatrischen Krankheitsbildern (Psychosen und Persönlichkeitsstörungen) sowie über den allgemeinen Umgang mit Aggressionen beinhaltet. Zudem kann der Inhalt im geplanten Rahmen jeweils exakt auf die Bedürfnisse der betreffenden Einheit des Vollzugs zugeschnitten werden. Der Kurs wird an zwei Halbtagen durchgeführt. Danach folgen in den nächsten Wochen zwei Tage «Stage» auf der forensisch-psychiatrischen Akutstation Etoine der PP, in denen die Teilnehmenden den Alltag kennen lernen und praktische Erfahrungen im Umgang mit psychisch kranken Patient*innen im geschlossenen Setting sammeln können.

Vom ersten Kurs, der für die Mitarbeitenden der BEWA organisiert wurde, ist bereits der Theorieteil erfolgt. Unterrichtet haben die beiden Organisatorinnen, der im Bereich forensische Akutpsychiatrie erfahrene Oberarzt, Niklaus Denier, und der Aggressionsmanagementtrainer Marc Wyhler. Im Moment laufen die praktischen Besuche. Auf der Station Etoine werden die Justizvollzugsmitarbeitenden von der Pflege durch die beiden Tage begleitet.

Manuela Campaniello, unterstützt vom gesamten Team von Etoine, wird auch in der Praxis die Gelegenheit haben zu zeigen, dass man gerne und erfolgreich mit der sogenannten AggressionsAcht des Systemischen Aggressions-Management (SAM) arbeitet. Anhand dieses Hilfsmittels kann den Patient*innen unter anderem aufgezeigt werden, dass Gefühle wie Wut zugelassen werden dürfen, dass das Verhalten aber gesteuert werden muss, damit die Grenze zur (illegalen) Gewalt nicht überschritten wird. Den Teilnehmenden des Curriculums sowie den SIMA auf der eigenen Station Etoine wird von der Stationsleiterin zudem ein kleines praktisches Pocketbüchlein mit dem Titel «Psychiatrie fast» abgegeben, das in einer Tasche der Arbeitskleidung mitgeführt und bei Bedarf konsultiert werden kann.

Text: Lic. phil. Daniela Krneta, Kommunikation PP