Forschungsprojekt Alterspsychiatrie: Sturzprävention und Sturzangst

Sturzangst bezeichnet die ständige Sorge vor einem Sturz, die dazu führt, dass Betroffene Aktivitäten vermeiden zu denen sie noch in der Lage sind, dies kann wiederum zu sekundären Störungen (Depressionen, Ängste und erhöhtes Sturzrisiko) führen.

Typische Aufstellung von AGES für Gruppen
Typische Aufstellung von AGES für Gruppen

Bild: Typische Aufstellung von AGES für Gruppen

Diese Sturzangst ist häufig (bis zu 85%) und auch bei denjenigen vorhanden, die noch nicht gestürzt sind. Es entsteht ein Teufelskreis in dem die Symptome die Sturzangst aufrechterhalten werden und oder sich verstärken da die Vermeidung von regelmässiger Bewegung zum Verlust an Muskelmasse führt. Dies wiederum erhöht Sturzrisiko und Gebrechlichkeit. Bei gebrechlichen Personen, die aufgrund ihrer körperlichen Schwäche stark sturzgefährdet sind, kann Sturzangst durchaus sinnvoll sein. Dies ist jedoch nicht immer der Fall. Oft besteht ein Missverhältnis zwischen dem objektiven Sturzrisiko und dem Grad der subjektiven Sturzangst. Personen mit Sturzangst können durch die Frage «Haben Sie Angst vor Stürzen? » oder durch validierte Fragebögen wie den FES-I (Falls Efficacy Scale International) identifiziert werden. Die Gebrechlichkeit hingegen kann durch strukturierte Klassifikationssysteme, zum Beispiel anhand der Fried Kriterien quantifiziert werden. Therapeutisch stehen Bewegungsinterventionen, evtl. kombiniert mit Kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) an erster Stelle.

Beispiel für eine Übung in AGES
Beispiel für eine Übung in AGES

Bild: Beispiel für eine Übung in AGES

Dank der AGE-Stiftung konnte die Forschungsgruppe eine kombinierte Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) – und Übungsintervention mit dem Namen «Aktiv gegen Sturzangst» (AGES) entwickeln. Sie richtet sich speziell an Bewohnerinnen und Bewohner von Alters- und Pflegeheimen. Die acht einstündigen Sitzungen begannen mit 15-minütigen Aufwärmübungen, gefolgt von einer 20-minütigen KVT-Intervention und endeten mit einer weiteren 15-minütigen Übungseinheit. Die Intervention wurde in einer Pilotstudie mit drei APHs in Bern und Murten getestet. Die Ergebnisse waren ermutigend und zeigten, dass der Kurs, insbesondere die Übungskomponente, gut beibehalten und geschätzt wurde, jedoch weniger die KVT-Komponente, die in zukünftigen Versionen am ehesten vereinfacht werden müsste.

Med. Pract. Iliya Peyneshki
Med. Pract. Iliya Peyneshki

Bild: Med. Pract. Iliya Peyneshki, Co-Autor dieses Beitrags, bei der Präsentation der AGES-Intervention am WCP Kongress 2023 in Wien.

Sturzprävention sollte interdisziplinär angelegt werden, psychische Risikofaktoren sind ebenso wichtig wie physische. AGES ist ein neuer Ansatz, der die Massnahmen zur Verringerung des Risikos von Stürzen aus einer psychologischen Perspektive heraus ergänzt. Wir hoffen, dass wir in der Lage sein werden, AGES weiter zu verbessern, um das Programm in Zukunft in Pflegeheimen und in zukünftigen Studien einsetzen zu können.

Die Ergebnisse wurden am World Congress of Psychiatry (WCP 2023) in Wien vorgestellt.